Francois Villon - Lästermaul und Ehrenmann
Frivol, liederlich und lyrisch genial, Claudia Dylla spielte einen Dichter mit Charakter und lief an diesem Abend zur schauspielerischen Glanzleistung auf
"Die Ballade von der Klempnerfrau" Die Künstlerin interpretiert sie ernst, aber mit komischen, ja skurrilen Zügen. Menschliche Leid, präsent, unausweichlich, in dieser Produktion erweist es sich als ertragbar in der heiteren Reflektion.
Zart, mit fragiler Diktion die "Marienballade". Stimmgewaltig und brutal dagegen die " Lästerzungen", dann die "Ballade von der Mäusefrau, die in der Zelle Junge bekam" mit unvergleichlich subtiler Transparenz. Claudia Dylla bewies ihr schauspielerisches Talent in turbulentem szenischen Wechselspiel, ein Bad widerstreitender Gefühle. und präsentierte den begeisterten Zuhörern ein wahres Maskenspiel. Gestisch und mimisch eine Meisterleistung: Villon, einen Brief an seinen Landesvater schreibend, Villon, als er in Kerkermauern fristet und sich an eine Onyxsäule schmiegt. Villon, als er im Wahn sein Ende beschwört. Claudia Dylla schöpft die räumlichen Gegebenheiten gründlich aus. Stieg auf die Empore des Rittersaals, sprang auf Seitenportale oder drapierte sich an eine Onyxsäule, wenn der Dichter darüber philosophiert, welcher Text auf seinem Grabstein stehen soll. Francois Villon, das Lästermaul, der Ehrenmann, der Verbrecher - tausende Epitheta wären diesem Mann trefflich zu eigen gewesen - Claudia Dylla und Hermann Neu ließen dessen bewegtes Leben, dessen zynische Poesie auf Burg Namedy polyphon erklingen. Ein gelungenes Gastspiel!
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